In Österreich schreiben wir von links nach rechts, wir lesen von links nach rechts, wir sprechen allerdings Zahlen nicht von links nach rechts. Hier haben wir ein verdrehtes System. Anders zum Beispiel in den romanischen Sprachen, wie im Englischen, Russischen, Ukrainischen, Türkischen usw… Spricht man hier die Zahl 124 als „hundertzwanzigvier“, spricht man bei uns in Österreich „ hundertvierundzwanzig“. Dies widerspricht nicht nur unserer Weise zu lesen und zu schreiben, es widerspricht auch dem Stellenwertsystem.

Aber hat diese verdrehte Sprechweise der Zahlen auch eine nachteilige Auswirkung?

Neuropsychologische Studien zeigen, dass sich bei österreichischen Kindern im Vergleich zu gleichaltrigen italienischen, französischen und japanischen Kindern, die Fehlerhäufigkeit beim Transkodieren ( übertragen von gesprochener Sprache in geschriebene Zahlen) signifikant erhöht und es auch vermehrt zu Inversionsfehlern kommt (Verwechslung von Zehner- und Einerstelle).

Auch haben deutsch sprechende Schulkinder mehr Probleme bei Additionsaufgaben mit Übertrag im Vergleich zu gleichaltrigen italienisch sprechenden Kindern.

Es gibt auch Hinweise, dass die verdrehte Sprechweise einen nachteiligen Einfluss auf die nicht-verbale Zahlengrößenvorstellung hat.

Zusammenfassend belegen psychologische Studien, dass die verdrehte deutsche Zahlensprechweise einen nachteiligen Einfluss auf die mathematische Leistungsfähigkeit von Grundschulkindern hat.

Vielleicht hängt also, das immer wieder erwähnte, schlechte Abschneiden, von Grundschulkindern in internationalen Vergleichsstudien, im Fach Mathematik, auch mit der verdrehten Zahlensprechweise zusammen? Ein systematisches Review (Ng u. Rao,2010) legt nahe, dass die nachgewiesenen Leistungsvorteile in Mathematik unter Schulkindern aus den pazifisch-asiatischen Staaten nicht vollständig durch kulturelle Unterschiede ( Erziehungssysteme, Kultur, Motivation usw…) zu erklären sind.

Nähere Infos auch auf der folgenden Seite: https://zwanzigeins.jetzt/

Quelle :Lernen und Lernstörungen Heft 1/24

Artikel: Zwanzigeins von Peter Morfeld und Anita Summer